Posttraumatische Belastungsstörung
(PTBS / PTSD): Verhaltenstherapie

Patienten mit einer Posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS) nehmen oftmals die Gegenwart als eine schwere Bedrohung wahr, da sie das Trauma und / oder seine Konsequenzen als Anzeichen einer aktuellen Bedrohung interpretieren und aufgrund von Besonderheiten des Traumagedächtnisses Aspekte des Traumas im “Hier-und-Jetzt” wiedererleben.

Das übergeordnete Ziel der Kognitiven Verhaltenstherapie der PTBS ist eine Veränderung der Bedeutung des Traumas und seiner Konsequenzen.

Zur “Überwindung” oder Verarbeitung eines Traumas sind folgende Veränderungen notwendig.

Um die oben genannten Ziele zu erreichen, bietet sich eine Kombination von kognitiven Verfahren und Expositionsverfahren an.

Erarbeiten eines Störungsmodells

Zunächst wird gemeinsam mit dem Patienten ein Modell zur Entstehung und Aufrechterhaltung der Störung erarbeitet. Ziel ist, dass die Betroffenen verstehen lernen, dass die PTBS-Symptome eine normale Reaktion auf eine extreme, abnorme Situation darstellen und dass das intrusive Wiedererleben des Traumas eine Besonderheit des Traumagedächtnisses darstellt.

Eine für die Betroffenen wichtige Information ist dabei, dass die traumatischen Erinnerungen im Gedächtnis der Betroffenen in “Rohform” gespeichert werden und leicht durch passende Reize aktiviert werden, so dass sie dann in “Hier-und-Jetzt”-Form erlebt werden.

Bei leichten Traumatisierungen kann eine Information zu den Reaktionen bereits ausreichend sein. Mögliche Symptome als Folge des Erlebten zu benennen und als “normale” Reaktionen auf das “unnormale Ereignis” zu bewerten kann das Verstehen der Reaktionen verbessern und Ängste reduzieren.

Stabilisierung

Parallel werden Stabilisierungstechniken erarbeitet. Konkrete Hilfestellungen im Alltag können in dieser Therapiephase ebenso zur Anwendung kommen wie Strategien zur Regulation starker Gefühle, starker Anspannungszustände und erhöhter Schreckhaftigkeit.

Hierzu bieten sich Imaginations- und Entspannungsverfahren an. Häufig kommen in dieser Phase Vorstellungsübungen zum Einsatz, in denen gelernt wird, innere Bilder von Sicherheit und Stabilität zu erzeugen, die später bei der Vorbereitung der direkten Traumaarbeit genutzt werden können.

Traumaarbeit

Sind ausreichend Stabilisierungskompetenzen erworben, wird mit der direkten Traumaarbeit begonnen. Ziel dieser Phase ist es, wie oben erwähnt, zum einen, an ungünstigen Gedanken und Überzeugungen zu arbeiten, die durch die Traumatisierung hervorgerufenen wurden.

Zum anderen soll das Vermeidungsverhalten abgebaut und die Verarbeitung der traumatischen Erfahrung (also das Verblassen lassen der emotionalen Traumagewalt, die Einordnung des Trauma als Vergangenheit) gewährleistet werden.

Dies passiert entweder im Rahmen von so genannten Konfrontationen (“Expositionen”) mit den Traumainhalten oder im Rahmen von imaginativen Trauma-Umstrukturierungen (Vorstellungsübungen).

Durch das wiederholte imaginierte Nacherleben des Traumas im Rahmen der kognitiven Verhaltenstherapie wird zum einen bewirkt, dass eine Habituation eintritt und damit bei Reizen, die an das Trauma erinnern, weniger Angst und andere negative Gefühle ausgelöst werden.

Zum anderen kommt es zu einer Verarbeitung des Traumas mit einer Veränderung des Traumagedächtnisses.

Parallel ist die Identifikation der negativen Interpretationen des Traumas möglich, die dann im weiteren Verlauf durch kognitive Verfahren verändert werden können.

Durch eine Traumatisierung werden zumeist grundlegende Annahmen über die eigene Person und die Welt erschüttert. Auch wenn Menschen über diese Annahmen häufig nicht bewusst nachdenken, gehen nicht-traumatisierte Menschen meist davon aus, dass die Welt sicher, verstehbar, vorhersehbar und das eigene Ich wertvoll ist.

Diese Annahmen werden durch die Traumatisierung in Frage gestellt. Als Folge können Probleme des Selbstwertes und eine überstarke Suche nach Bedrohungsreizen in der Umwelt entstehen.

Während der Behandlung werden diese beschädigten Grundannahmen kritisch reflektiert und hilfreiche Alternativen erarbeitet.

Ein weiteres Ziel der Traumatherapie ist, der überstarken Suche nach Bedrohungen entgegen zu wirken. Der Therapeut versucht, den Betroffenen darin unterstützen, tatsächliche von lediglich vermeintlicher Gefährdung zu unterscheiden.

Exposition in vivo

Im Verlauf der Behandlung ist es häufig sinnvoll auch In-vivo-Expositionen mit Reizen, die an das Trauma erinnern, aber bisher vermieden wurden, durchzuführen. Das Ziel der Exposition ist hierbei die Übergeneralisierung von Gefahr abzubauen.

Abschluss der Therapie

Am Ende der Therapie stehen die Integration der Traumatisierung in die eigene Biografie und die Neuorientierung. Hier kann es hilfreich sein zu überlegen, wie das Leben ohne die Traumatisierung verlaufen wäre und welche Lebensziele unabhängig von der Traumatisierung vorliegen.

Die Therapeutin bzw. der Therapeut versuchen entsprechend, den Patienten dahingehend unterstützen, seine eigentlichen Lebensziele wieder zu verfolgen und zu verwirklichen.

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